Nationalpark Wattenmeer / Cuxhaven-Neuwerk

Ort: Insel Neuwerk / Nationalpark Deutsches Wattenmeer
Reisezeit: 14.08.2010 - 15.08.2010
Region: Europa / Norddeutschland

Neuwerk ist eine kleine Insel, ca. 12 km vor Cuxhaven, die bei Ebbe zu Fuß über das Watt erreicht werden kann.
Sie befindet sich im Nationalpark Wattenmeer und gehört zum Land Hamburg (man kann also mit Fug und Recht sagen, in 2,5 Stunden von Cuxhaven nach Hamburg gelaufen zu sein *g*)

Die Insel ist autofrei und nur von etwa 40 Menschen dauerhaft bewohnt.
Generell kann man sich entscheiden, ob man sowohl hin als auch zurück läuft, oder eine der beiden Strecken mit der Wattkutsche bzw dem Schiff bewältigt. Wir sind sowohl hin als auch zurück gelaufen.

Startpunkte sind entweder Sahlenburg (12km) oder Duhnen (14km), die beiden Wege treffen sich etwa 7 km vor Neuwerk.

Zwar lebe ich schon 12 Jahre in Norddeutschland, doch war ich noch nie auf einer Wattwanderung - also wurde es Zeit!
Morgens um 0830h treffen wir uns in Sahlenburg, einem Stadtteil von Cuxhaven. Meine Freunden hatten bei dem Hof, auf dem wir zelten wollten, Gepäcktransport gebucht - also schmissen wir unseren Ortliebsäcke in den entsprechenden Anhänger, die dort bereit standen (Achtung: man sollte tunlichst darauf achten, auch den Anhänger "seiner" Pension zu erwischen, sonst kann man sich seinen Kram irgendwo anders auf der Insel abholen...) und laufen gegen 0915h los. Das Wetter war perfekt: Sonnenschein, ca. 22 Grad und der an der Küste unvermeidbare Wind.

Da natürlich die Tide an jedem Tag zu einer anderen Zeit ist, sind die passenden WE-Termine selten und somit glich die Wanderung eher einem Auszug aus Ägypten als einer geruhsamen Wanderung im Watt.

Heute (!) gab mir meine Kollegin den Tip, es sei viel besser, die "unpassenden" Ternmine zu laufen, wenn also die Ebbe zB um 0500h morgens ist - dann hat man das Watt für sich alleine. Nächstes Mal.

Im Tagesrucksack hatte ich eine Goretexjacke gegen Wind und Regen, eine Flasche Wasser, ein paar Schinkenknacker und Brötchen als Verpflegung und ein Paar Tevas.

Ich hatte mir Watt um einiges schlickiger vorgestellt, aber der Großteil des Weges war sehr fest, wie ein feuchter, aber fester Feldweg - man läuft entlang der Pricken: in den Boden gestopfte Reisgbüschel, die die Idealroute markieren. Links und rechts davon sieht man teils große Muschelbänke, durch die man natürlich nicht laufen soll.

Auf dem Weg hat man einige Priele (natürliche Abflusskanäle) zu durchwaten - und da man dort den Untergrund nicht sieht, sind geeignete Schuhe (Tevas, einige sind auch mit Neoprenschuhen gelaufen) durchaus angebracht, um möglichen Verletzungen durch scharfe Muschelschalen oder Steine vorzubeugen.

Einige Priele sind tiefer, als sie aussehen - je nach Körpergröße muß man schon mal bis zu den Oberschenkeln - oder bei kleinerer Statur bis zu Hüfte - durch's ablaufende Wasser waten.

Zu sehen gibt es erstaunlich viel: neben "viel Landschaft" sieht man Krebse, Krabben, Wattwumrlöcher und Wattwurmwürste - letztere hatte ich zuerst für Wattwürmer gehalten, es sind aber nur die Ausscheidungungen und ausgebuddelter Schlick der Wattwürmer. Möwen halten sich an den Muschelbänken gütlich und die ein oder andere Auster kann man auch finden.

Das Wasser formt beim Ablaufen wunderschöne Muster im Schlick, die natürlich nur links und rechts des Prickenweges zu sehen sind - es wäre mal interessant, so eine Wanderung im Winter zu machen, wenn die Kälte das ablaufende Wasser gefrieren lässt.

Auf ca. der Hälfte des Weges stand eine Watt-Bar: ein Trecker samt Anhänger, von dem Kaffee und gezapftes Bier verkauft wurden. Eine durchaus willkommene Möglichkeit zur Einkehr, mitten auf dem Meeresgrund :-)!

Für die Damen wird auch noch ein Toilettenwagen zur Verfügung gestellt - naturgemäß gibt es eher nicht SO viele Möglichkeiten für Mädels, mal eben "hinter den Busch" zu gehen. Kerle hingegen denken sich dem Busch einfach.

Links und rechts ziehen sowohl Wattkutschen als auch eine Menge Reiter an einem vorbei, aber der Weg ist breit genug für alle. Nach 3 Stunden und 15 Minuten (wir haben uns Zeit gelassen) kommen wir auf Neuwerk an.

Wir machen uns gleich auf den Weg zu unserer Pension (Nige Hus, Familie Griepel), die sich ca. 1 km vom Strang entfernt befindet. Vorbei am Leuchturm geht es über einen gepflasterten Weg zur Pension.

Dort kann man entweder in Zimmern nächtigen oder sich Heuhotel niederlassen - Zelten geht ebenfalls, ca. 100m vom Hof entfernt auf einer Wiese. Ich baue mein Zelt auf und einige aus der Gruppe stellen fest, dass es geschickt sein könnte, sein eigenes Zelt VOR dem Ernstfall einmal zur Pobe aufzubauen (dann weiß man nämlich, wie es geht). Aber man nimmt es gelassen und mehr oder weniger schnell stehen die Zelte - unter anderen auch das 150-EUR Lavvu aus dem Motorradladen Louis (oder Polo?), welches mein Kumpel Balu mit dabei hatte. Ein erstaunlich anständiges Zelt für so wenig Geld.

Der restliche Tag plätschert vor sich hin, einige gehen ins mittlerweile zurück gekehrte Meer baden, ich döse in meinem Zelt vor mich hin.

Abends wird gemeinsam gegrillt und nochmals die Zelte abgespannt, da eine Brise aufkommt, die schwarze Wolken vor sich her treibt. Zum Glück zieht aber alles vorbei und wir bleiben trocken.

300m entfernt befindet sich die Gaststätte "Zum Anker", in der Abends laut Ansage der Kellnerin "Disconacht" ist. Egal, die Kneipe ist nett und abends rappelvoll, als wir dort zum Verzehr diverser Bierchen aufschlagen.

Gegen Mitternacht gehe ich in mein Zelt und schlafe ganz ausgezeichnet, auch wenn nachts eine steife Brise weht (vielleicht gerade deswegen).

Morgens um 0800h ging es rüber zum Hof, weil dort das (mitgebuchte) Frühstück serviert wird; ich perönlich würde das nächste NUR den Zeltplatz buchen, aber da ich mich als Nachzügler einer festen Gruppe angeschlossen hatte, gab's das volle Programm (Gepäcktransport hin und zurück, Inseleintopf *bäh* und Frühstück) und nachdem der Abbau erledigt ist, stiefeln wir um 1000h wieder los in Richtung Sahlenburg, wo wir um 1200h wieder Festland betreten.

Fazit: eine wirklich klasse Sache, so eine Wattwanderung - auch wenn mir noch zwei Tage danach die Fußaußenseiten unfassbar weh tun... Da waren 24 km barfuß wohl etwas zu ungewohnt für meine Quanten.